Zwischen der Bundesanstalt fr Arbeit (BA) und den Internet-Jobbrsen ist ein Streit um den geplanten virtuellen Arbeitsmarkt der Behrde entbrannt. Derzeit arbeitet eine Unternehmensberatung an einem modernen Internet-Auftritt, fr den die Behrde 57 Millionen Euro ausgibt. ber einen Job-Roboter sollen 200 000 zustzliche Stellenangebote auf dem Markt ausfindig gemacht werden. Die privaten Anbieter frchten dabei um ihre Marktanteile.
Die Jobbrsen werfen Ihnen vor, einen hegemonialen Anspruch auf dem Markt fr Stellenvermittlung anzumelden. Schiet die Bundesanstalt fr Arbeit mit dem virtuellen Arbeitsmarkt ber ihren eigentlichen gesetzlichen Auftrag hinaus?
Nein. Bildlich gesprochen fahren wir zur Zeit mit einer Dampflok und arbeiten an der Entwicklung der Elektrolok. Da andere Unternehmen, die schon lngst mit der Elektrolok fahren, jetzt um ihre Marktanteile frchten, ist verstndlich. Man kann uns aber nicht auf der einen Seite vorwerfen, unser Internet-Auftritt sei hausbacken, und auf der anderen Seite Kritik ben, wenn wir das verbessern. Wir mssen uns den vernderten Wnschen von Arbeitgebern und Bewerbern stellen. Dazu zhlen auch ein moderner Online-Stellenmarkt und Internet-Auftritt.
Warum sind bisher alle Versuche, mit den privaten Anbietern zu kooperieren, gescheitert?
Aus unserer Sicht sind die Gesprche nicht gescheitert. Wir wollen unsere Gesprche mit mglichst vielen der insgesamt 400 Internet-Jobbrsen am Markt fortfhren. In Einzelgesprchen kommen wir schneller zu einem Ziel, hierfr sprechen zudem auch wettbewerbsrechtliche Grnde. Wir mchten niemanden vom Markt drngen, wir stellen uns dem Wettbewerb und bieten an, mit uns zu kooperieren. Wir wollen schlielich nicht auch noch arbeitslose Mitarbeiter der Jobbrsen haben.
Sind die Bedenken also unbegrndet?
Wenn die Jobbrsen bei uns sehen, da ber 100 engagierte junge Leute unter Hochdruck an einem neuen BA-Online-Stellenmarkt im Internet arbeiten, dann lt sie das unter Umstnden aufhorchen. Wohl keine der Jobbrsen macht derzeit groe Gewinne mit diesem Geschft. Sie mssen ihre Geldgeber immer wieder auf morgen vertrsten. Wenn sich jetzt auch noch die Bundesanstalt mit einem modernen virtuellen Arbeitsmarkt profiliert, wird es fr die kommerziellen Jobbrsen sicherlich schwieriger zu expandieren. Aus dem morgen wird ein bermorgen.
Eine nicht ganz faire Konkurrenzsituation . . .
Diesen Punkt kann ich durchaus nachvollziehen. Wir haben Beitragsmittel zur Verfgung, die Privaten nicht. Wir haben aber auch die Verpflichtung, dem Arbeitgeber mglichst schnell einen Bewerber vorzuschlagen und die Arbeitslosen so schnell wie mglich in Arbeit zu bringen.
Auf die Arbeitslosen wollen Sie sich aber keineswegs beschrnken . . .
Bei uns sind 1,1 Millionen Arbeitsuchende gemeldet, die nicht arbeitslos sind, sondern sich beispielsweise direkt nach der Kndigung melden. Um diese Bewerber mssen wir uns auch kmmern.
Die Arbeitsmter bieten mittlerweile auch noch weitergehende Dienstleistungen an, wie Bewerbertrainings. Warum nutzen Sie hierbei nicht die Angebote privater Firmen?
Der Beratungsauftrag der BA erstreckt sich auf mehr, als nur Bewerber vorzuschlagen. Dazu gehrt auch das Coaching der Bewerber, die Untersttzung beim Erstellen der Bewerbungsmappe oder der Rat an Personalabteilungen bei Stellenabbau. Dies alles dient dazu, Menschen in Arbeit zu bringen, und das ist unser gesetzlicher Auftrag.
Wenn der virtuelle Arbeitsmarkt etabliert ist, mu der Arbeitslose dann berhaupt noch ins Arbeitsamt?
Fr die persnliche Arbeitslosmeldung wird es weiter ntig sein. Wir verhandeln hier aber mit dem Gesetzgeber, ob dies notwendig ist. Danach kann der Arbeitsuchende ber das Internet Termine mit dem Arbeitsamt vereinbaren, seine Bewerbung eingeben und nach Stellen suchen. Ich gebe aber jedem Arbeitslosen die Empfehlung, sich nicht nur auf das Internet zu verlassen.
Das Gesprch fhrte Claudia Brll. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2003, Nr. 202/Seite 11
Wir mchten niemanden vom Markt drngen
.